Rudolf Steiner Schule Ismaning (Juni 2022):
Eine ganze Medienprojektwoche lang beschäftigte sich die 7. Klasse mit der Kommunikation im Internet. Wir starteten im Analogen Sozialen Netzwerk, gingen über zum Straßeninterview und befragten Passanten zum Thema Medien und Recht. Anhand eigener Fallbeispiele erarbeiteten wir uns das Thema Cybermobbing und stellten Fragen an einen Experten der Münchner Polizei. Aus dem umfangreichen Audiomaterial produzierten wir einen eigenen Podcast. Nichts ist Zufall, alles in den Medien ist "gebaut". Sich mit echten Freunden zu vernetzen macht Spaß. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Willkommen in der digitalen Lebenswelt!
Im heutigen Multimediazeitalter kommunizieren, teilen und verbreiten Massenmedien und Menschen ihre Informationen in Texten, Bildern, Filmen oder Tönen. Kinder sind heute früh medienaffin und bewegen sich über Geräte in dieser digitalen Welt. Ein Großteil hört regelmäßig Musik, Radio oder Podcasts. Im Zuge des ersten eigenen Smartphones bewegen sie sich am häufigsten auf Sozialen Plattformen wie YouTube, Spotify, TikTok und Instagram. Dort begegnen ihnen einerseits inhaltsreiche Beiträge und Formate. Andererseits sind sie im Internet einigen Gefahren ausgesetzt. Beispielsweise können durch verfehltes digitales Handeln Straftatsbestände entstehen und sogar junge Biografien zerstört werden. Kinder sind auf ein reflektierendes Lernen und Handeln angewiesen. Eine digitale Fürsorge ist nötig. Lehrkräfte und Eltern stellen sich dieser Aufgabe. Medienpädagogik kann hierbei fachgerecht begleiten.
Mit der 7. Klasse erarbeiteten wir uns die Persönlichkeitsrechte, den Jugendmedienschutz und das Urheberrecht. Hierzu kam ein Analoges Soziales Netzwerk zum Einsatz und es wurden Steckbriefe mit persönlichen Daten geschrieben, Freundschaftsanfragen gestellt und ein Netzwerk aufgebaut. Die Klasse beschäftigte sich mit den digitalen Phänomenen: Wie wirkt das Netz auf uns? Was ist eine echte Freundschaft? Wieviel Persönliches will ich im Internet von mir preisgeben? Welche kommunikativen Handlungen könnten entstehen? Immer wieder stellten die Schüler:innen realistische Situationen und Fallbeispiele auf, die anschließend z.B. als Recht am eigenen Bild oder in das Urheberrecht eingeordnet werden konnten. Parallel wurde sich dem Produzieren einen Medienbeitrags zugewandt. Zunächst wurde auf der Straße nachgefragt, was Menschen in Ismaning über Medien und ihre Rechte wissen bzw. was sie meinen zu wissen. Es kostete anfangs Überwindung, einen fremden Menschen auf der Straße anzusprechen und ein Aufnahmegerät hinzuzunehmen. Wie stelle ich geschickt eine Frage? Wie kann ich höflich nachhaken? Freudig wurde formuliert und empathisch nachgefragt. Die sog. O-Töne und die vorangehenden Fallbeispiele ließen weitere Fragen bei den Schüler:innen aufkommen. Das war Mitte der Woche, weshalb ein Experte der Münchner Polizei eingeladen und ein Interview im Klassenzimmer durchgeführt wurde. Das Mikrofon kreiste von Gruppe zu Gruppe und Hauptkommissar für Internetkriminalität klärte fachgerecht die Fragen zum Thema Cybermobbing, Sexting und Grooming. Er gab den Schüler:innen wichtige Hinweise, wie sie im Internet bewegen sollten und sensibilisierte die Klasse, z.B. möglichst keine Bilder ins Internet zu stellen. Interessiert hörten die Schüler:innen zu, wie die Polizei ermittelt und welche Maßnahmen sie bei einer Anzeige einleiten kann. Sich jemandem anvertrauen, nichts eskalieren lassen und Beweise sammeln – das waren sehr wichtige Hinweise der Polizei.
Alle wichtigen Erkenntnisse wurden gesammelt und anschließend als Nacherzählung in einen Podcast eingebaut. In Gruppenarbeit wurde am Mikrofon ein lebendiges Podcast-Gespräch aufgenommen, O-Töne hinzugeschnitten und an passenden Stellen Musik ergänzt. Nichts ist Zufall, alles ist Arbeit – das war die Erkenntnis in dieser Projektphase. Immer wieder musste aus dem Schriftlichen heraus gearbeitet und mit lebendiger Sprache gestaltet werden. Die Geräte und die Technik wurden anwendungsorientiert durch praktisches Tun selbst erfahrbar. Dies erforderte auch ein gewisses Durchhaltevermögen und Geduld. Mit hoher Arbeitsbereitschaft und Willenskraft entstanden innerhalb der kurzen Produktionszeit Schülerbeiträge, die zum Abschluss gemeinsam angehört und mit einem Applaus wertgeschätzt wurden.